Gedanken über Fotografie

Fotografieren ist das Erkennen eines Motives über das Auge, das Gehirn, das Empfinden und das anschließende Auslösen der Aufnahmetechnik im richtigen Moment.

 

Einführungsworte zu meiner Ausstellung "Tor zur letzten Ruhestätte" in der Michaeliskirche (Ausschnitt)

Erfurt vom 14.11. - 02.12.2010

 

Sehr geehrte Damen und Herren,  sehr geehrte Frau Hecker und sehr geehrter Wolfgang Krah,

ich begrüße Sie recht herzlich zu der Fotoausstellung unter dem Thema „ Tor zur letzten Ruhestätte“, Fotografien in Farbe und in schwarz – weiß von Wolfgang Krah aus Erfurt.

Das Thema ist passend zum Monat November mit dem heutigen Volkstrauertag und dem Totensonntag am kommenden Wochenende.

Der Fotograf hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Tor zur letzten Ruhestätte fotografisch zu erfassen und zu analysieren.

Tor, Tür – ein Symbol der Abgrenzung und zugleich des Übergangs der Schwelle zwischen zwei verschiedenen Bereichen. Zum einen eine Eintritts- und Verbindungsstelle und zum anderen eine Abtrennung zwischen innen und außen, die auch Schutz bieten soll.

Auffallend oft findet man schwere und künstlerisch gestaltete Metalltore vor, deren Griffe bzw. Schlösser nochmals besonders aufwendig gearbeitet worden sind. Der Eintretende der letzten Ruhestätte kann sich bewusst werden, dass es sich um einen besonderen Ort handelt, der Andacht und Ruhe fordert und ein besonderes Gefühl hervorrufen kann.

Die Verschiedenartigkeit der Tore ist beeindruckend und wurde durch jeweils zwei Fotografien, eine die ganze Toranlage zeigend und die andere eine Nahaufnahme des Torschlosses, jeweils vom gleichen Ort in besonderem Licht fotografisch in Farbe herausgearbeitet.

Viele von Ihnen werden Bernd und Hilla Becher kennen, die über Jahrzehnte hinweg Fachwerkhäuser, Wassertürme oder Fördertürme nach festgelegten Grundsätzen fotografiert haben. Erst die Bildfolge macht die Systematik die hinter den Fotografien steckt, sichtbar.

Ähnlich ist es bei den Fotografien von Wolfgang Krah. Die systematische Bildfolge lässt Vergleiche zu, z.B. über die Art und Beschaffenheit der Tore und Schlösser. Dabei wurden die Begebenheiten so wie vorgefunden fotografiert. Es ist eine Jetzt – Analyse, die nichts verschönert und nichts weglässt. Es soll nicht um die Schönheit des vorgefundenen gehen, sondern es ist eine Bestandsaufnahme, die jedem Betrachter seine eigenen Empfindungen entdecken lässt.

Außerdem sehen Sie noch Fotografien in schwarz/weiß, die durch eine außergewöhnliche Arbeitsweise entstanden sind. Sie geben Eindrücke von einem Friedhof wieder, Begebenheiten wie sie viele von Ihnen kennen, aber in Unschärfe und auf das Wesentliche reduziert. Die Stimmung, die man aus diesen Fotografien empfängt, ist dem Thema entsprechend angepasst.

Es wurde z.B. eine Wasserstelle fotografisch festgehalten, bei der man bei längerem hinsehen den Eindruck hat, der Wasserhahn dreht sich. Dieser Effekt ist der Bewegungsunschärfe beim Fotografieren und der späteren Bearbeitung in der Dunkelkammer zuzurechnen.     

Andere schwarz – weiß Fotografien behandeln das Thema Erinnerungen. Es sind ruhige und durch die außergewöhnliche Aufnahmetechnik beeindruckende Bilder, die zum Teil erst nach längerem hinsehen einen Aha – Effekt her-vorrufen. Alle Fotografien sind ebenfalls passend zum Thema dunkel gehalten und stehen für Melancholie und Trauer. Eine weitere Bildfolge von Wolfgang Krah gibt symbolhaft Zeichen eines Lebensweges wieder. Spuren, die jedes Leben hinterlässt, ein Boot was die Seelen in´s  Jenseits geleitet und Wellen die für Veränderung stehen. Das Meer als Bild für die Gefahren und Wechselfälle des Lebens, die der Mensch durchstehen muss.

Ich wünsche nun allen Anwesenden viel Freude beim Betrachten der Fotografien, beim Vergleichen, beim Entdecken und beim  Empfinden.

Herzlichen Dank für Ihre  Aufmerksamkeit.